DRB-Menschenrechtspreis geht an Maria Lourdes Afiuni

Weimar. Der Deutsche Richterbund (DRB) hat die venezolanische Richterin Maria Lourdes Afiuni mit dem Menschenrechtspreis ausgezeichnet. 

Der Preis richte ein „Spotlight ins Dunkel des Unrechts“, sagte die Präsidentin des Bundesgerichtshofs, Bettina Limperg, in ihrer Laudatio. Zugleich sei mit dieser Öffentlichkeit auch ein Schutz für die Preisträger persönlich verbunden.

Afiuni (Jahrgang 1964) konnte den Preis nicht persönlich entgegennehmen, da sie das Land nicht verlassen darf. Im Dezember 2009 wurde sie von der politischen Polizei unter dem fadenscheinigen Vorwurf der Korruption festgenommen, weil sie einen Unternehmer aus einer seit mehr als zwei Jahren dauernden U-Haft entlassen hat. Venezuelas damaliger Machthaber Hugo Chávez forderte in einer Fernsehansprache eine Haftstrafe von 30 Jahren für Afiuni. Sie kam in ein Frauengefängnis, wurde eigenen Angaben zufolge misshandelt. An Krebs erkrankt, wurde sie im Februar 2011 für eine Behandlung entlassen, zunächst unter Hausarrest gestellt und Mitte 2013 unter Auflagen entlassen. Im März 2019 wurde Afiuni schließlich zu fünf Jahren Haft verurteilt. Bis heute darf sie nicht in ihrem Beruf arbeiten und kein Bankkonto führen.

Afiuni sagte in einer Video-Botschaft: „Ich nehme diese wunderbare Auszeichnung stellvertretend für all die Stimmen entgegen, die nicht gehört wurden, für all die Gesichter, die nicht gesehen wurden, für all diejenigen, die diese Welt verlassen haben, ohne die Wiederherstellung unserer Rechte erleben zu können.“ Limperg betonte in ihrer Laudatio, Chávez habe an Afiuni ein Exempel statuieren wollen, um ein Klima der Angst unter den Justizangehörigen zu verbreiten. „Es ringt mir auch ganz persönlich einen nicht beschreibbaren Respekt ab, wenn Menschen ihre Freiheitsrechte auch dann geltend machen, für sich und vor allem auch für andere einfordern, wenn sie ganz unmittelbar und unentrinnbar dafür so hart bestraft werden, wie wir es bei fast allen Diktaturen beobachten.“ Ob in Venezuela, in China, in Afghanistan, im Irak oder auch in Russland, „der Preis der Freiheit und der Menschenrechte ist hoch“.

Der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Joachim Lüblinghoff, sagte mit Blick auf die Preisträgerin: „Sie ist für uns ein großes Vorbild, eine Heldin des Rechts.“

Der Menschenrechtspreis des DRB wird seit 1991 vergeben. Der Verband zeichnet damit herausragende Persönlichkeiten aus der Justiz oder der Anwaltschaft aus, die sich in besonderer Weise für Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit in aller Welt einsetzen. Traditionell empfängt auch der Bundespräsident die Preisträger des DRB. Die diesjährige Auszeichnung fand am Mittwoch im Rahmen des 23. Richter- und Staatsanwaltstags statt, der noch bis Freitag in Weimar tagt.